Orangene Bänke: kein Platz für Gewalt gegen Frauen. Betroffen sind aber auch Männer.Orangene Bänke: kein Platz für Gewalt gegen Frauen. Betroffen sind aber auch Männer. Foto: © Branczeisz

Am 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen – ein Tag, der jährlich als Mahnung und Aufruf dient. Auch in Radebeul zeigt ein Blick auf die aktuellen Zahlen, wie dringend notwendig dieser Aktionstag ist. Im Jahr 2023 suchten 273 Betroffene Hilfe bei einer örtlichen Beratungsstelle – darunter 232 erwachsene Frauen, die Gewalt durch den aktuellen oder ehemaligen Partner erlebten.

Was auffällt: Konkrete Zahlen zur polizeilich erfassten Gewalt gegen Frauen in Radebeul fehlen. Es existieren keine öffentlich zugänglichen Statistiken, die das Ausmaß vollständig abbilden. Bekannt sind nur sogenannte Hellfeld-Daten – also jene Fälle, die tatsächlich angezeigt und erfasst werden. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Außerdem umfasst „häusliche Gewalt“ grundsätzlich auch Männer.

Landesweit zeigt das sächsische Lagebild „Häusliche Gewalt“ für 2023, dass allein in der Altersgruppe 60 plus 540 Frauen und 277 Männer Opfer von Gewalt wurden. Gewalt kennt kein Alter – und auch keine klaren Grenzen.

Mit dem 25. November starten gleichzeitig die „16 Tage gegen Gewalt“. Die Kampagne endet am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Unter dem Motto „Orange the World“ setzen Organisationen, Städte und Menschen weltweit ein Zeichen gegen Gewalt – auch in Radebeul. Es geht um Sichtbarkeit, um Aufklärung, aber auch darum, Wege aus der Gewalt aufzuzeigen.

Auch in Sachsen ist die Anzahl der polizeilich registrierten Fälle erneut gestiegen auf 10.202. Das ist ein Plus von 2,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Dazu sagt Katja Kulisch, Kommunale Gleichstellungsbeauftragte von Radebeul: „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Jede einzelne Zahl steht für ein Schicksal, das unser gesellschaftliches Handeln fordert. Unsere Botschaft ist klar: Es gibt Hilfe, es gibt Schutz und wir lassen Betroffene nicht allein.“

Gewalt gegen Frauen muss gesellschaftlich sichtbarer und geächtet werden.

Mädchen und Frauen müssen endlich umfassend und nachhaltig vor Gewalt geschützt werden. In 132 Fällen brachten (Ex-)Partner ihre Frau oder Lebensgefährtin um. Gewalt gegen Frauen kostet nicht nur Leben, sondern sie kostet den Staat, und damit uns alle, jedes Jahr Milliarden Euro an Steuergeld.

Geschlechtsspezifische Gewalt wird dennoch überproportional von Männern ausgeübt, insbesondere von Partnern oder Ex-Partnern. In Trennungs-oder Scheidungssituationen sind Frauen besonders gefährdet. Gewalttätiges Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen wird zunehmend akzeptiert und als normal empfunden, zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt die Mitte-Studie 2024/2025 der Friedrich-Ebert-Stiftung. Schnelles Handeln ist geboten.

Wir brauchen dringend geschlechtsspezifische Präventionsarbeit mit Jungen bereits im Kita-Alter und im Bereich der Schule. Und wir brauchen einen Ausbau der Täterarbeit, um Gewalt vorzubeugen und zu bekämpfen.

Die Istanbul-Konvention verpflichtet Deutschland seit 2018, Mädchen und Frauen umfassend gegen Gewalt zu unterstützen und präventiv zu schützen. Sie muss endlich konsequent umgesetzt und mit ausreichenden Geldern hinterlegt werden, unter anderem für Schutzplätze, Beratungsstellen und insbesondere auch für den Bereich Prävention, wie die Täterarbeit.

Nach der Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes durch die ehemaligen Bundesregierung Anfang dieses Jahres muss es nun auf Länderebenen umfassend umgesetzt werden, damit eine tatsächliche Verbesserung im Zugang zu Schutz und Unterstützung für Gewalt betroffene Frauen, unabhängig ihres Wohnorts, Realität wird.

Angesichts der dramatischen Zahlen muss unverzüglich gehandelt werden.

Vorm Rathaus weht deshalb vom 25.11. bis 28.11.2025 wieder die Flagge von Terre des Femmes und Zonta Elbland.  Zudem ist die hauseigene Post der Stadtverwaltung vom 24.11. – 8.12. mit einem Stempel versehen, der auf den Aktionstag aufmerksam macht. Der Dank dafür gilt Post Modern.

Warum Radebeul wieder mitmacht, die Botschaft ist klar: Gewalt gegen Frauen hat in keiner Form in der Gesellschaft etwas zu suchen. Jede und jeder kann beitragen, indem man aufmerksam bleibt, Betroffene unterstützt und Verdachtsmomente meldet.

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