Die Meißner Straße ist für eine Fahrradschnellstraße viel zu eng. Wichtig ist den Planern ein schnelles Durchkommen auf der neuen "R10". Jetzt wird gesucht wo.Die Meißner Straße ist für eine Fahrradschnellstraße viel zu eng. Wichtig ist den Planern ein schnelles Durchkommen auf der neuen "R10". Jetzt wird gesucht wo. Foto: © Branczeisz

Sie kennen die A14 – aber sagt Ihnen die R10 etwas? Das könnte sich in den nächsten Monaten ändern.  Das Land Sachsen, die Landeshauptstadt Dresden, Radebeul und Coswig haben ein neues Großprojekt vereinbart – eine Fahrradschnellstraße. Sozusagen eine Staatsstraße für Radfahrer, die auch vom Land Sachsen unterhalten wird. Nächsten Monat treffen sich die Beteiligten – Radebeul ist Gastgeber. Dann geht es erstmals um mögliche Verbindungen.

Wie so eine  Fahrradschnellstraße auszusehen hat, dafür gibt es klare Vorgaben vom Bund: durchgängig, mindestens 10 Kilometer lang,  in die jeweiligen Richtungsspuren getrennt und natürlich auch vom Fußweg mit entsprechenden Mindestbreiten, zudem zügig zu fahren.

Künftig soll es möglich sein, von Coswig nach Dresden flott mit dem Fahrrad zur Arbeit durchzukommen. Der Elbradweg, den viele jetzt für genau diesen Zweck nutzen, um gefährliche Straßen und Kreuzungen zu vermeiden, ist als touristischer Radweg angelegt und fürs Schnellfahren eigentlich nicht gedacht.

Allerdings gibt es eine Engstelle für die neue Schnellstraße: Radebeul. „Weil wir einfach so dicht bebaut sind“, so Stadtentwickler Dr. Michael Steinbusch. Er ist schon mit Fachleuten vom Land durch die Stadt geradelt. Das Fazit: „Es sieht nicht so aus, also ob wir in Radebeul eine Fahrradschnellstraße nach den Standards hinbekommen. Dafür fehlt einfach der Platz. Aber das Land und die anderen Städte sagen, wir wollen wenigstens auf einer Vorzugsstrecke durchkommen.“

Es kann also sein, dass die neue Radstrecke, die beim Großprojekt „Radebeul-Mitte“ entsteht, Teil dieser Vorzugsstrecke wird – oder auch nicht. Oder man entscheidet sich, den Elberadweg auszubauen. Wie auch immer! Was für Radebeul wichtig ist – das Land radelt mit, damit öffnen sich Türen. Außerdem darf sich Radebeul Unterstützung aus Dresden erhoffen. „Dresden hat immerhin so viel Fahrradbeauftragte, wie unser Fachamt insgesamt Mitarbeiter“, so der Erste Bürgermeister Dr. Jörg Müller.

Dass Radebeul für „Radebeul-Mitte“  jetzt just 10 Millionen Städtebauförderung bekommt, plus 5 Millionen aus der Stadtkasse dazulegen kann, unterstützt auch die übergreifende Planung für die R10. Denn die Städtebauförderung ist wichtig, falls die Fachförderung fürs Rad ausfällt.  Das ist durchaus möglich. Das Land Sachsen hat im aktuellen Haushalt z.B. 80 Prozent der Investitionsgelder für den Radwege-Bau an Staatsstraßen gestrichen und dafür nur noch 1,5 Millionen  in Haushalt eingestellt.  In ganz Sachsen können damit nur 1,2 Kilometer im Jahr gebaut werden, weil ein Kilometer Radweg an Staatsstraßen inzwischen 800.000 Euro kostet.

Aber auch die Stadt Radebeul hat trotz guter Vorarbeit, noch einige Hausaufgaben: wie die Neuordnung des Verkehrs rund um die Weintraubenstraße. Eine „schwierige Ecke“ wie auf der 2. Radebeuler Radkonferenz klar wird. Rampe oder Kreisel,  gemischte Strecke oder klare Abgrenzung, da greift vieles ineinander, was es in den nächsten Wochen zu durchdenken gilt.

Das Thema „durchgängige Radwege“ ist übrigens keines aus der Neuzeit. Schon am 9. November 1987 hat die Umweltgruppe der Kirchengemeinde Radebeul-Luther an den Rat der Stadt eine Eingabe geschrieben, der sich „Vorschlag für Rad-Magistralen: eine West-Ost-Verbindung oberhalb und eine unterhalb der Wilhelm-Pieck-Straße (heute Meißner Straße) nennt.

„Wir arbeiten immer noch daran“, so Stadtentwickler Dr. Michael Steinbusch lächelnd.

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