Radebeul: René Kuhnt mit dem 3-D-Druck der alten Villa mit Turmspitzen, Wetterfahnen, Terrasse und Pergola.So detailreich soll die Villa einmal aussehen

Schon am 8./9. November ist die Villa Kolbe wieder geöffnet. René Kuhnt lädt wie gut 20 andere Restaurants und Höfe zum Anglühen ein. „Ich mach`s hübsch im Gelände. Es gibt Livemusik aus den 20er Jahren und jede Menge Heißes“, verspricht der Hausherr. Und noch etwas verrät er: 2026 steht ein Jubiläum an! 100 Jahre Fasching in der Villa Kolbe. Ein altes Foto von 1926 hat es zufällig zutage gebracht. Die Villa zieht ihre Geschichten an und so kehrt das Leben zurück.

Zum Tag des offenen Denkmals wollten 7.000 Menschen die Villa Kolbe sehen, wie „ums Mausoleum“ haben sie angestanden. „Unglaublich“, schüttelt René Kuhnt den Kopf. Mit den Menschen kamen die Erinnerungen an die alte Chirurgie: Die Omi, die für ihre OP ihr Bett von zuhause mitbringen musste, an den Arzt Kohlmann, der mit schon mal mit der Zigarre im Mund operiert hat. „Kolbe-Kohlmann-Kuhnt“ – heißt es auch auf der neuen Postkarte des stadtbekannten Ansicht.

Wer denkt, so viel kann sich ja seit September nicht getan haben, wird überrascht. Die Villa hat eine der beiden markanten Wetterfahnen zurück. Kosten:  12.000 Euro. Die Radebeuler haben dafür gespendet und das will der Bauherr auch in der Zeitkapseln gebührend festhalten. Eine Dachseite ist fertig, die andere folgt nächstes Jahr, so Kuhnt, dann ist die Villa gerettet. Englisches Rotschiefer, Goldspitzen, Sandstein, Kupfer und Metallgitter sollen das Haus zieren wie einst. Ein Essenkopf ist aufgesetzt, geschwungen wie eine Pagode. Eine frisches Grau-Grün hält an Einzug. Es ist der Originalton der Metallgitter, nicht das übliche Schwarz – dazu Fensterrahmen in Elfenbein. Für René Kuhnt enthüllt sich die Villa damit als „freundliches Landhaus“, fast mit mediterranem Flair.

Erstmals hat er auch Fotos von der Zinzendorfer Seite in den Händen. „Nachfahren der Kohlmanns haben mir viele Fotos mitgebracht, auch von der Inneneinrichtung. Sie wollen  jetzt jedes Jahr einmal vorbeischauen“, freut sich Kuhnt. Ein Gemälde von Frau Kohlmann wird später als Dauerleihgabe in der Villa zu sehen sein. Auch das ist ausgemacht. Gut möglich, dass ein echter „René Kuhnt“ eines Tages hier hängt – der Hausherr malt selbst – gern auf  ausgedienten großformatigen Bühnenbildern, die er hin und wieder ersteht. In der Kulturwirtschaft Kraftwerk Mitte in Dresden und im Café Solo im Kulturpalast sind Bilder von ihm zu sehen – wer sich dafür interessiert.

Das beliebteste Fotoobjekt waren zum Tag der offenen Tür allerdings tatsächlich die Toiletten, mit hochhängendem Spülkasten und echter Schnur zum Ziehen –  ganz neu aus Italien, dazu Steinfußboden, Drehschalter aus Porzellan – alles im alten Stil. Es gibt also immer etwas zu sehen, vor allem auch den Hausherrn beim Arbeiten. Montag, Dienstag und Samstag von 7 bis 12 Uhr bauen, malern, werkeln und gärtnern, danach  duschen und auf Arbeit. „Die Radebeuler sehen mit selbst arbeiten und das macht etwas mit der Stadt“,  freut sich Kuhnt über das Gewordene.

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