Am 17. Juli 2025 begann die hitzige Verhandlung vor dem Amtsgericht Meißen: Die Stadt Radebeul fordert die Räumung des Gasthofs Serkowitz, in dem seit 2012 das Lügenmuseum betrieben wird. Oberbürgermeister und Stadtrat setzen auf Immobilienverwertung – trotz umfassender Sanierungsinvestitionen von fast 1 Mio €, tragfähiger Nutzungskonzepte und konkreter Kaufangebote.
Die Betreiber Dorota und Reinhard Zabka, gingen damals leerstehend ins stark sanierungsbedürftige Kulturdenkmal, investierten Herzblut und Fördermittel, um einen „Lost Place“ in ein lebendiges Gesamtkunstwerk zu verwandeln. Das Lügenmuseum mit seinen 16 Kojen versteht sich als politisch-poetische Wunderkammer – abseits von Gedenkstättenartefakten und musealer Sterilität.
2024 scheiterte ein Kauf durch einen kunstaffinen Investor – laut Stadt auf „grund der Person des Betreibers“ – obwohl die Zabkas in Aussicht gestellt hatten, das Gelände käuflich zu erwerben. Kurz darauf folgte die fristlose Kündigung und die überraschende Räumungsklage, ohne Einbindung des Kulturamts.
Vor Gericht schlug Zabka einen Verbleib bis 2027 ohne Schadensersatz und bei erklärtem Wohlverhalten vor. Die Stadt aber lehnt ab: „keine Verhandlungsbereitschaft“, kein Vertrauen – man plane offenbar mit Abriss.
Die verhärteten Fronten spiegeln eine größere kulturpolitische Debatte: Soll Kunstobjekte wie das Lüge(n)museum, das Zivilcourage, ostdeutsche Erinnerungskultur und avantgardistische Positionen vereint, dem freien Markt geopfert werden? Über 1.400 Menschen haben eine Petition für den Erhalt unterzeichnet, darunter Künstler:innen, Kulturmacher:innen und zahlreiche Bürger:innen.
Hier kann die Petition unterschrieben werden: https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-das-luegenmuseum-in-radebeul
Richterin Gertraut Holubetz vertagte die Entscheidung auf den 20. August – während Kultur und Stadt auf dem Spiel stehen und das Lügenmuseum weiter Besucher anzieht.