René Kuhnt Turmspitze Villa KolbeRené Kuhnt mit der neuen Turmspitze der Villa Kolbe, kurz vorm Aufsetzen. Foto: © Branczeisz

Die goldene Turmspitze leuchtet golden auf der Villa Kolbe. René Kuhnt hat es wieder einmal geschafft, alle zu verblüffen. Alles hat geklappt. Johannes Ehnert, Metallbauermeister aus Dresden-Bühlau und sein Altgeselle Matthias Beckert packen vorsichtig die Blattgold-überzogene Turmspitze aus. Sie wird hochgetragen, aus einem Fenster gereicht und von den Dachdecker schon in Empfang genommen, die alles vorbereitet haben. In die Spitze hat der neue Besitzer der Villa Kolbe noch eine kleine Zeitkapsel gesteckt – seinen Dank an die Radebeuler, die zum Tag des offenen Denkmals gespendet haben.

Hier geht alles so schnell, dass das Auge schon innerhalb weniger Tagen neue Details erblickt:  Nächste Woche wird schon der nächste Essenkopf aufgesetzt, die Dachrinne zieren die früheren Schmetterlingsblüten aus Kupfer, die Fassade ist gereinigt, der originaler Farbton des englischen Landhausstils von 1893 sorgt für eine erste originale Anmutung.   

Allein für das Dach wird René Kuhnt ein Jahr brauchen. Ein Dach aus englischem Rotschiefer, mit Essen die mit kleinen Pagoden abgedeckt sind, für Türmchen und Fahnen – allesamt vergoldet. „Das ist ein Kunstwerk, kein Dach“, sagt Kuhnt.  Nächstes Jahr soll die größere Wetterfahne folgen, die kostet richtig Geld. Apropos Dach. Was die Dachdecker auch entdeckt haben: Die Vorbesitzer in den 1990ern haben mit der Kettensäge offenbar ein richtiges Loch ins Dach gesägt. Sie wollten wohl, dass die Villa verfault, um den Park bebauen zu können.

Das ist Radebeul erspart geblieben. Nächstes Jahr will Kuhnt von der Terrasse komplett das Mauerwerk ab- und neu auftragen, damit die originale Fließung wieder herzustellen ist. „Ich hätte gern, dass nächstes Jahr alles neu aufgemauert ist, mal sehen wie schnell das Denkmalamt ist“, so Kuhnt.

Ach ja, der Baustopp für die Grünovale im Park ist aufgehoben – und auf den restlichen tropfenförmigen Flächen grünt es bereits. Sie sind sogar schon mit Lichterketten eingefasst für den großen Tag – diese Atmosphäre können die Besucher zum Anglühen erleben.  Heiße Birne mit Zimt für die Kinder – Birne mit Schuss für die Großen – Kuhnts „Glühbirne“, Life-Musik aus den 1920ern, wohlfühlen – das ist geplant. Ein großes altes Rundbogenfenster, das übergangsweise in der Villa Kolbe eingebaut wurde, erlebt eine Renaissance als Lichterbogen im Park während der Adventszeit.

Welche Magie von diesem Ort ausgeht, spüren viele: Die Landesbühnen geben spontan eine Soiree mit  Making-Off in die Entstehung der „Blutgräfin“, die Philharmonie wird im Park spielen, der  Kreuzchor gibt ein Konzert und 2027 planen die Landesbühnen ihren „Sommernachtstraum“ im Park.

Da verwundert es nicht, dass hier schon mitten auf der Baustelle bereits Hochzeit gefeiert wird. Später können die Gäste einmal in den Zimmern übernachten, die im früheren Kutscherhaus entstehen sollen. Und vielleicht bekommt ja die Villa irgendwann ihren Original-Wintergarten zurück, der in den 1950ern abgerissen und – immerhin mit roten Klinkern – als OP hochgemauert wurde. Kuhnt schwirren da erste Gedanken im Kopf herum.

Doch bis dahin wird noch vieles rund um Villa Kolbe zu erzählen sein. Von den Schmiedearbeiten des „Schlosserkönigs“ Kühnscherf zum Beispiel, der seine Handschrift nicht nur im Dresdner Residenzschloss, sondern auch in der Kolbe Villa hinterlassen hat. Vom gestohlenen Kamin, der einem Ofensetzer ohne Papiere angeboten wurde und von wiedergefundenen Dingen, die ihren Weg in die Villa gerade zurückfinden. „Es bleibt spannend“, schmunzelt René Kuhnt. Die Villa Kolbe ist sein Elixier geworden.

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