Karl May Geburtshaus ForschungDas Leben der Familie Karl Mays ist Schwerpunkt der Forschung in seinem Geburtshaus in Hohenstein-Ernstthal. Foto: © Andreas Tittmann

In Hohenstein-Ernstthal, wo Karl May 1842 das Licht der Welt erblickte, lebt sein Erbe heute stärker denn je weiter: Das Karl-May-Haus ist nicht nur das Geburtshaus des Schriftstellers, sondern seit 1985 auch ein Literaturmuseum mit Forschungsanspruch. Und das mit Alleinstellungsmerkmal – im Gegensatz zum Karl-May-Museum in Radebeul liegt der Schwerpunkt hier ganz klar auf der biografischen Forschung.

Herzstück des Hauses ist die aufwendig gestaltete Dauerausstellung, die das Leben und Wirken des Abenteuerschriftstellers an authentischer Stätte zeigt. Ergänzt wird sie durch zahlreiche Exponate zur Wirkungsgeschichte – von Theaterbühne über Film bis hin zur Popkultur. Besonders beeindruckend: die Sammlung fremdsprachiger Ausgaben. Etwa 2.000 Bände in 48 Sprachen und aus 52 Ländern gehören zum Bestand – ein Beweis für die weltweite Faszination, die Karl Mays Werke bis heute auslösen. Eine Auswahl davon ist im Museum öffentlich zu sehen.

Von Februar bis Februar wird jährlich eine große Sonderausstellung präsentiert. Noch bis Anfang 2026 läuft „Karl May und Chemnitz“. Direkt im Anschluss folgt „In der Heimath. Karl Mays Erzgebirge“ (Februar 2026–Februar 2027). Ergänzt wird das Programm durch 3–4 kleine, feine Kabinettausstellungen pro Jahr sowie vielfältige museumspädagogische Angebote, Vorträge und Veranstaltungen.

Auch die Zusammenarbeit mit dem Karl-May-Museum Radebeul gewinnt an Dynamik. Man unterstützt sich gegenseitig bei Ausstellungen, tauscht Objekte aus und organisiert gemeinsame Vortragsreihen – das soll künftig noch weiter ausgebaut werden. Erste Ideen für gemeinsame Forschungs- und Ausstellungsprojekte gibt es bereits. Eine mögliche Spur: das ehemalige Heimatmuseum Hohenstein-Ernstthal, das in den 1960er Jahren aufgelöst wurde. Archivalien dazu lagern teils in Radebeul, teils in lokalen Archiven.

Ein weiteres Thema: die Familie Karl Mays. Seine beiden überlebenden Schwestern lebten mit ihren Angehörigen in Hohenstein-Ernstthal – in sehr bescheidenen Verhältnissen. Immer wieder unterstützten sie Klara May oder Euchar Albrecht Schmid, der erste Verleger Karl Mays. 1913 versuchte die Familie sogar, sich Anteile aus der neu gegründeten Karl-May-Stiftung zu sichern – vergeblich. Museumsleiter Dr. Marian Bertz hat zu diesem Thema bereits einen fundierten Artikel in der Zeitschrift „Karl-May-Haus Information“ veröffentlicht, basierend auf Aktenfunden aus Dresden, Hohenstein-Ernstthal und Radebeul.

Ein großer Vorteil gegenüber dem Radebeuler Haus: Das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal ist baulich bereits auf dem neuesten Stand. Seit 2022 gehört ein moderner Anbau mit Depoträumen und zusätzlicher Ausstellungsfläche zur Einrichtung. „Unsere Dauerausstellung ist – im Unterschied zu Radebeul – auf dem neuesten Stand“, betont Dr. Bertz. In Radebeul hingegen läuft der Neubau aktuell noch.

Wer Karl May also nicht nur als Autor von Winnetou und Old Shatterhand sehen will, sondern seine Geschichte, sein Umfeld und seine Wirkung wissenschaftlich erleben möchte, wird im Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal fündig – und überrascht.

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