Mitten in der Vorweihnachtszeit die Leute motivieren ins Rathaus zu gehen, um auf einer Liste zu unterschreiben? Genau das blüht Bürgermeisterkandidatin Katrin Sontag – und eventuellen weiteren freien Kandidaten. Denn sie brauchen 60 Unterstützer-Unterschriften, eh es auf die Bewerberliste geht. Anders Kandidaten, die in einer der Gemeinderatsfraktionen sitzen. Die werden sozusagen durch die Parteien ins Rennen geschickt.
Da könnte der ein oder andere schon mal auf die Idee kommen, es der Konkurrenz etwas schwerer zu machen. Genau das ist jetzt wohl in Moritzburg passiert. Nachdem es schon für Wahltermin 22. März 2026 mehrerer Anläufe bedurfte, will jetzt einfach der Gemeindewahlausschuss nicht auf die Beine kommen. Sprich, er wurde wiederholt nicht gewählt.
Die AfD hatte einer offenen Wahl kurz vor der Abstimmung auf Frage des Bürgermeisters nicht zugestimmt. Das ist legitim. Allerdings hätte die Fraktion auch vorab ihren Wunsch nach einer geheimen Abstimmung kundtun können. Hat sie aber nicht und damit die Verwaltung überrascht. Denn vorab gab es keinen Gegenwind für einen der jeweiligen Kandidaten – im Rathaus hatte man daher keine geheime Wahl, samt Stimmzetteln und Box vorbereitet und musste die Wahl erneut verschieben.
Zur Krönung des Ganzen kam die Wahl des Ausschusses auch auf der eigens anberaumten Sondersitzung am 7. Oktober nicht zustande. 14 Gemeinderäte hatten abgesagt. Etliche, weil sie in den Ferien Urlaub hatten, weitere aus anderen Gründen.
Nun sind die Hürden für freie Bewerber höher, denn sie müssen die Moritzburger ausgerechnet in der Adventszeit motivieren, ins Amt zu gehen, um kundzutun, dass der oder Bewerber überhaupt antreten dürfen. Und wenn es ganz dumm kommt, platzt sogar der Wahltermin! Denn die öffentliche Ausschreibung der Bürgermeisterwahl muss 66 Tage vor der Wahl erfolgen. Ohne Wahlausschuss gibt es aber keine Ausschreibung.
Was als Posse daherkommt, ist längst hartes Gerangel hinter den Kulissen.
