Am Donnerstag, den 27.11. bis Sonntag, den 30.11. öffnet Prinz zur Lippe Schloss Proschwitz wieder zur Schloss-Weihnacht. Neben Geschenken, erlesenen Tropfen und Leckereien lohnt sich ein Rundgang durchs Schloss – denn dort ist ein wahrer Fundus zu bestaunen – echte Gemälde eines Canaletto. Genauer vom „Hochland-Canaletto“ Roland Schwenke, der sich ganz der Malerei des 17./18. Jahrhunderts verschrieben hat. Das Licht, diese Genauigkeit der Szenerien haben ihn stets fasziniert.
Den Namen „Hochland-Canaletto“ hat er vor vielen Jahren im Scherz bekommen, längst liegen Anerkennung und Bewunderung darin. Schwenke hat in den letzten zehn Jahren nicht nur 24 Gemälde für den Prinzen gemalt, die Hälfte davon Großformate. Er hat inzwischen auch seinen „eigenen“ Ausstellungssaal in Proschwitz. Die Schlösser in Lauterbach, Schönfeld, Pillnitz, Dahlen, Rötha, Lauenstein, die Festung Königstein oder Burg Stolpen hat er ausgestattet. Allein Schloss Schönfeld hat 16 Schwenke-Gemälde. Für Private hat er nie gearbeitet. Seine Bilder sollen zu sehen sein, etliche hat er sogar an Schlosser verschenkt.
Der Mann der einst Koch gelernte hat und nur zwei Volkshochschulkurse in mittelalterliche Malerei besuchte, ist ein Naturtalent. „Bei uns in der Familie malen alle“, sagt er wie nebenbei, als ich ihn in seiner Gorbitzer Wohnung besuche. Die mit Sicherheit barockste Wohnung im ganzen Stadtteil. Mannshohe königliche Porträts, Schlösser und Landschaften, Stuck und Kronleuchter, endlose Bücherreihen in alten Ledereinbänden, einschließlich aller Karl-May-Bücher, Statuen und Dokumente zieren seine Platten-Wohnung. Eine Fotowand im Flur zeigt das Who-ist-Who Sachsens.
Mit Roland Schwenke haben sie sich gern ablichten lassen bei all dem herrschaftlichen Glanz. Plagiatsvorwürfe muss „Hochland-Canaletto“ Schwenke nicht fürchten: Jedes seiner Gemälde hat ein Haar seiner Maincoon „Lady“ eingearbeitet, auf manchem Bild lugt sie selbst aus einem Detail hervor. „Lady“ ist sich ihrer nahezu historischen Rolle offenkundig bewusst. In aller gebotenen Zurückhaltung beäugt sie den Besuch. Wer mit Königen und Erzherzoginnen posiert, hat schließlich keine Eile.
Schwenkes neuestes Motiv ist eine Jagdszene für das Herrenzimmer des Prinzen zur Lippe. „Debuche des Hirsches“ von 1718 – also der Moment, in dem der Hirsch aus dem Wald tritt. Es soll Schwenkes letztes Großformat werden, sagt der 72-jährige Künstler etwas bekümmert. Die Halswirbelsäule macht nicht mehr richtig mit. Aber wer weiß. Er ist froh. Diesmal ist es wenigstens ein Querformat. Aber unvergessen ist eine Pose des Malers, als er vor Jahren für Schloss Lauterbach ein Hochformat von 1.44 x 2.32 Metern der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich gemalt hat. Schwenke sitzt auf einer Fußbank, die auf einem Stuhl steht, der wiederum auf einem Tisch und zu guter Letzt, um noch zehn Zentimeter zu gewinnen, legt sich Schwenke eine dicke Bibel auf die Fußbank.
Diesmal also eine Jagdszene, mit Hunden natürlich. Deren Gesichter haben ihn besonders gereizt, sagt Schwenke. Tiere hat er seltsamer Weise nie gemalt – bis auf einen Rotmilan mit Schloss Lauterbach im Hintergrund. Gunter Emmerlich hat das Gemälde damals auf Schloss Lauterbach enthüllt. Wer genau hinschaut entdeckt diesmal sogar alles Mögliche Getier – einen Nachtfalter, eine Hornisse und einen Käfer. Vielleicht werden ja mit kleinen Motiven künftig auch die Gemälde etwas handlicher – und Roland Schwenke bleibt uns noch lange erhalten.



