Radebeul könnte schon im Dezember Richtfest für das neue Empfangsgebäude des Karl-May-Museums feiern. Der Grundstein ist gelegt – auch „Chef-Indianer“ Gojko Mitić nahm da die Maurerkelle dafür in die Hand. Der 85-Jährige trat 1965 in seiner ersten Indianer-Rolle auf (Die Söhne der großen Bärin). Ein Film, der z.T. im Polenztal gedreht wurde. Noch heute sammelt „Gojko, als Freund und Botschafter des Karl-May-Museums unermüdlich Spenden für die Villa Bärenfett und die Villa Shatterhand“, so Radebeuls Erster Bürgermeister Dr. Jörg Müller.
Als kleiner Junge sei er von den ehrwürdigen Bauten auf der Berliner Museumsinsel so begeistert gewesen, dass er unbedingt selbst einmal ein Museum errichten wollte, erinnert sich Jörg Müller. „Nun ist es soweit und dann noch für meinen Lieblingsschriftsteller, dessen komplettes Werk in meinem Bücherschrank steht“, schwärmt er. Tatsächlich entsteht an der Meißner Straße nicht nur ein Empfangsbau, sondern ein Haus mit Shop, Schaudepot, Technikräumen, Sonderausstellungen, Sascha-Schneider-Kabinett, einem interaktiven Vortrags- und Schulungsraum und Büros. Durch einen neuen Verbindungsgang kommen die Besucher dann trockenen Fußes in die Villa Bärenfett. Allerdings von der entgegengesetzten Seite wie jetzt – das ist der Grund, weshalb der Rundgang der Ausstellung auch neu konzipiert werden muss.
Dr. Volkmar Kunze, Vorsitzender der Karl May Stiftung, lässt nicht locker: Zum 100. Geburtstag des Museum am 1. Dezember 2028 soll die Villa Bärenfett umgebaut und der Aufzug in der Villa Shatterhand eingebaut sein. Ein Hoffnungsschimmer kommt vom Kongress der Karl-May-Gesellschaft in Rostock. Die Mitgliederversammlung hat beschlossen bis zu 50.000 Euro zu stiften, um in der Villa Shatterhand die Karl-May-Ausstellung völlig zu erneuern und intensiv beim Kuratieren mitzuwirken. Auch der Kulturraum will mit einem „namhaften Betrag“ mitziehen – jetzt wollen alle das bedeutende Projekt zum Erfolg bringen.
Denn mit dem neuen Anbau wird die umfangreiche Sammlung endlich „aus den Kellern der Villa Bärenfett geholt“. Im neuen Schaudepot sind wechselnd Exponate der über 4.000 ethnografischen Objekte, 150 historische Schusswaffen, 5.000 Dokumente, der größten Sammlung an Bildern von Sascha Schneider sowie der wachsenden Sammlung indigener Kunst zu bestaunen. Denn Karl May ist mit seinen Erzählungen vor allem eines: ein Brückenbauer zwischen den Kulturen, der den Apachen-Häuptling zur Hauptfigur macht in einer Zeit, die diese Menschen bestenfalls als Wilde bestaunte. Noch kurz vor dem Ersten Weltkrieg, vor seinem Tod, hat Karl May in Wien auf dem Schriftsteller-Symposium gesagt: „Warum investiert ihr in Krieg, warum investiert ihr nicht in Frieden!“
In seiner Zeit war Karl May der meistgelesene Schriftsteller, 200 Millionen Exemplare seiner Bücher sind gedruckt – davon 100 Millionen in Deutschland. Seine Werke wurden in 46 Sprachen übersetzt. Damit ist Karl May der deutsche Romanschriftsteller mit den meisten Übersetzungen.
Der erste Entwurf für einen Erweiterungsbau genau an dieser Stelle stammt übrigens von seiner zweiten Frau Klara May aus dem Jahr 1944. Das Karl-May-Museum in Radebeul, das an seinem ehemaligen Wohnhaus „Villa Shatterhand“ entstand, war eine Initiative von Klara May, um Karls Leben und Werk zu würdigen. Schon frühzeitig plante sie auch die Vergrößerung des Museums. Nach 81 Jahren ist es so weit.